Sonntag, 13. November 2011

Stellungnahme zur Pressekonferenz und Presseerklärung der österreichischen Bischofskonferenz vom 11. November 2011


Positive Ansätze, Reformverweigerung beim Amt

Sehr positiv, wenn auch selbstverständlich, ist die Ankündigung: „Erneuerung der Kirche war der große Anspruch des Zweiten Vatikanischen Konzils, dem wir auch heute verpflichtet sind, und in Zukunft verpflichtet bleiben.“ Es ist erfreulich, dass die Bischöfe eine Initiative starten, sich neu mit den Texten „dieses großen Reformkonzils“ zu befassen, den Dialog mit den Priestern zu vertiefen, Glaubenserneuerung von innen her zu fördern und das „weltbewegende Thema“ der Gottsuche vermehrt aufzugreifen.
Bei allen Anliegen der Pfarrerinitiative aber, die die dringende Erneuerung des Amtes in der Kirche betreffen (Erweiterung der Zulassungsbedingungen für Priester, Beteiligung aller Getauften Männer und Frauen am Leitungsamt der Kirche, …), bleibt es bei der ängstlichen Reformverweigerung. Hier fehlt die Bereitschaft, im Blick auf das Evangelium und die Zeichen der Zeit Verantwortung und Macht zu teilen. Wenn die Bischöfe schreiben, dass die Rede von einer Eucharistiefeier ohne Weihesakrament „ein offener Bruch mit einer zentralen Wahrheit unseres katholischen Glaubens“ sei, dann geht das auch an ihre eigene Adresse. Wie kann die Leitung der Kirche es zulassen, dass die zur Erhaltung ihrer katholischen Identität notwendige Feier der Eucharistie in den Pfarren gefährdet ist, weil sie die Zulassungsbedingungen für Priester nicht erweitert, obwohl es auch dogmatisch durchaus möglich ist. - Aufhorchen lässt Kardinal Schönborn aber mit der Aussage: Regional unterschiedliche Wege in Fragen der Kirchendisziplin seien „vorstellbar, wenn dies weltkirchlich so entschieden wird.“
Der 'Aufruf zum Ungehorsam', so die Bischöfe, habe bei vielen Katholiken tiefe Sorge und Traurigkeit ausgelöst. Was verschwiegen wird: dass eine Mehrheit der Pfarrer und des Kirchenvolkes hinter weiten Teilen der Reformwünsche stehen.
Als Pfarrerinitiative der Diözese Innsbruck werden wir die positiven Ansätze wie auch die Gelegenheit zum Gespräch mit unserem Bischof gerne aufgreifen. Gegen die Reformverweigerung aber, die in der Presserklärung der österreichischen Bischöfe sichtbar wird, werden wir die Forderungen unserer Initiative im Anliegen für lebendige Gemeinschaften und Pfarren vor Ort weiterhin mit unserem ganzen Einsatz vertreten.

Dekan Bernhard Kranebitter, Dekan Franz Neuner




Weitere Zitate aus der Pressekonferenz:

Es gibt seit 2000 Jahren keinen besseren Reformweg als das Evangelium.

Die Kirche ist auch in unserem Land viel lebendiger, als es oft gesehen oder dargestellt wird. Auch hier gilt das Wort des Propheten Jesaja: „Schon wächst Neues. Merkt ihr es noch nicht?“

Zum Begriff "Ungehorsam" sagte Kardinal Schönborn, dass der Gehorsam gegenüber Gott und dem eigenen Gewissen Vorrang vor dem Gehorsam den kirchlichen Verantwortungsträgern gegenüber habe. Er zitierte den bedeutenden, von der anglikanischen zur katholischen Kirche konvertierten Kardinal John Henry Newman (1801-1890), dessen Trinkspruch "Erst auf das Gewissen, dann auf den Papst" gelautet habe. Gleichzeitig warnte Kardinal Schönborn vor einem "leichtfertigen Umgang" mit dem "Kampfwort" Ungehorsam. Es sei im Gespräch zu klären, was damit konkret gemeint sei.

1 Kommentar:

  1. Unterstütze euch und euer Anliegen vollständig. Danke auch für diesen Blog. Wäre es noch möglich, irgendwo einen Link auf die Hauptseite der Pfarrer-Inititative einzubauen?

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